Tief gesunken   Leave a comment

Kürzlich war es wieder soweit. Ich war wieder on Tour in Deutschland, um Hertha BSC auswärts anzufeuern. Wir schreiben den 19. Dezember 2009, und diese Auswärtsfahrt war die bisher lustigste, abgefahrenste und schrägste Tour, die ich veranstaltet habe. Sie geht in die Geschichte ein.

Alles fing damit an, dass ein Bekannter von mir – Bayern-Mitglied und Mitglied in einem Fanclub – sagte, dass er für dieses Spiel wahrscheinlich Karten kriegen könne. Da ich schon immer mal in einem Fanbus mitfahren wollte, hatte ich die Idee, bei denen mitzufahren. Ich bin zwar nicht gerade Bayern-Fan, aber ich bringe Opfer. 😉 Also fragte ich, ob man auch als nicht-Bayern-Fan bei denen mitfahren könne, was kein Problem war. Platz gebucht, und so ging’s los …

Um 5h in der Früh klingelte mein Wecker. Schlaftrunken wälzte ich mich aus dem Bett und wankte ins Bad, wo ich mir die „Dienstkleidung“ anzog. Dann noch schnell Tee kochen, was essen, Apfelschnitze für die Fahrt machen und warten, dass man mich abhole.

Gut eine Stunde nach der Ruhestörung durch meinen Wecker brachen wir dann auf gen München. Erst noch nach Gießen, wo wir einige weitere Bayern-Fans aufsammelten, und dann rollte der randvolle Bus los in Richtung Allianz Arena. Natürlich wurde ich an allen Ecken und Enden gefrotzelt, aber da stehe ich ja drüber. Ich bin das gewohnt, dass man hier schief angeschaut wird, wenn man sich als Hertha-Fan outet. 😉 Die meist gestellte Frage war natürlich: „Und wie wird man denn eigentlich HERTHA Fan?“ 😀 Einer der Jungs, er ist bei der Schickeria, meinte dann nach einer Weile: „Jetzt lasst sie doch mal in Ruhe! Die fährt über 400 Kilometer, um die Hertha zu sehen!“ Jedenfalls hinterließ das bei den Bayern-Fans Eindruck, dass ich mich da (todesmutig) mit denen auf die Reise gemacht hatte.

Leider verlief die Fahrt nicht so reibungslos wie erhofft. Nein, ich habe keine Schlägerei im Bus angezettelt, aber dummerweise hatten ein Großteil der deutschen und weitere ca. 65% der holländischen Bevölkerung beschlossen, just an diesem Tage ihren Weg in den Urlaub anzutreten. Die Folge: schlappe 150 – in Worten EINHUNDERTFÜNFZIG – Kilometer Stau auf der A3. Ach.Du.Scheiße. Also: pennen. Ich war gerade am Hinüberdämmern, da tippte mich jemand auf die Schulter. Ich schlug die Augen auf – und starrte geradewegs in die Visage von Olli Kahn. Was für ein Anblick! Holla die Waldfee.

Der Anpfiff rückte immer näher, der Stau nahm kein Ende, was nun? In Greding sind einige der Bayern-Fans ausgestiegen und suchten sich dort eine Möglichkeit, das Spiel via Sky zu schauen, ich blieb mit den meisten im Bus. Denn das Stadion wollte ich schon gerne sehen.

Anpfiff. Wir immer noch unterwegs. Also: Radiokonferenz an. Die Bayern-Fans hatten natürlich ihren Spaß und allen Grund zu feiern, führte ihre Mannschaft nach der 1. Halbzeit bereits mit 3-0. Von der Hertha war, wie so oft in dieser Saison, nicht viel zu sehen. 😦 Aber auch davon lass ich mich nicht unterkriegen!

Eine Stunde nach Anpfiff rollten wir langsam mal in Richtung Parkplatz des Stadions, kurz darauf das 4-0 für den FCB. *gähn* War ja klar. Einmal ums halbe Stadion rum, dann hätte ich noch ca. einen halben Kilometer ne Treppe raufgemusst. Nee, ne? KAPITULATION!!! Ich also rein in den „Fantreff“, eine Art Stadionrestaurant auf halber Höhe, und da gucken. Ich hatte noch gut 20 Minuten … ich war kaum drin, da schießt Adrian Ramos das 4-1. Geht doch. Beginnt jetzt die Aufholjagd? *lol* Nein, denn die Bayern kamen zu ihrem 5. Treffer durch Ivica Olic. Arsch voll gekriegt in der Fremde. Ist ja diese Saison nix Neues. Ich bin dann noch mal aufs Klo und als ich wiederkomme, haut Raffael den Ball zum 2. Mal ins Gehäuse der Bayern. *muahahaha* Ein Hertha-Fan wankt aus dem Fantreff: „KNIET NIEDER WENN DIE HAUPTSTADT KOMMT!“ *loooooooooooooool*

Nach dem Abpfiff bin ich schnurstracks da raus und in Windeseile zum Bus, der sollte nämlich spätestens um zehn vor sechs wieder den Rückweg antreten, und da ich ne Ecke zu latschen hatte, hab ich mich natürlich beeilt.

Ich schlitterte und rutschte also im Schnee vor der in rot leuchtenden Arena herum, als das passierte:

„Hey, Chef, könnten wir vielleicht nen Schaltausch machen?“ Frage eines Bayern-Fans.

Eigentlich sollte die SV Wehen-Hansa Rostock-Schaltausch-Aktion ne einmalige Sache bleiben, also bin ich zögerlich. Außerdem – was will ICH mit nem Bayern-Schal????

Er meint, er habe bisher immer nen Schal bekommen, wenn er tauschen wollte, Berlin fehle ihm aber noch. Gut, viel tiefer kann man ja auch nicht mehr sinken, also willige ich in den Schaltausch ein. Er stratzt freudestrahlend mit seinem Hertha-Schal von dannen, ich wackele mit meiner Errungenschaft weiter zum Bus. (Großkotziger geht es nicht – FOREVER NUMBER ONE steht auf dem Schal, okay, Bayern München halt. :p ) Im Bus kam das natürlich total an – der Gästefan kommt mit nem Bayern-Schal wieder. *lol* Meine Mama hat sich auch schrottgelacht, als ich ihr das erzählt habe. Ist ja auch irgendwie lustig gewesen …

Irgendwann mitten in der Nacht waren wir wieder zuhause. Trotz aller Antipathie gegenüber diesem Verein: diese Fans, mit denen ich da unterwegs war, waren echt korrekt, total in Ordnung, Spaß orientiert. Man konnte auch interessante Gespräche mit denen führen. Sollten wir das Wunder schaffen und in der 1. Liga bleiben – ich würde wieder mit denen fahren. 🙂

Obwohl ich  nur 20 Minuten vom Spiel hatte – es hat Spaß gemacht. Auswärtsfahren ist halt geil. Und irgendwas passiert ja immer.

HA HO HE.

Veröffentlicht 29/12/2009 von Kiwi in Fußball, Hertha BSC

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